Wem es gelingt, von einem Galeristen vertreten zu werden, hat eine Hürde genommen und somit bessere Aussichten, scheinbar. Einfache Rechnung: Der Galerist erhält für seine Bemühungen 50 Prozent vom Preis z.B. eines Gemäldes. Da muss der Künstler mindestens 8 bis 10 Werke pro Jahr verkaufen, damit es sich rechnet, selbst wenn die Preise bereits im fünfstelligen Bereich pro Arbeit liegen: Auch bei einem Preis um 10.000 Euro blieben ihm bei 8-10 verkauften Werken 40.000-50.000 Euro nach Abzug des Galeristenhonorars. Was viel anmutet, zerbröselt schnell, denn die Umsatzsatzsteuer von 7 Prozent, Kosten für Material, Atelier sowie Sozialabgaben (KSK) und natürlich die Einkommensteuer (!) reduzieren das übriggebliene Künstlerhonorar gewaltig. Um diesen "Umsatz" zu erreichen, müsste der Künstler gleich mehrere Einzel- und/oder Gruppenausstellungen pro Jahr haben. Unrealistisch, zumal mit nur einer Galerie, die er sich verpflichtet hat.
Galeristen stellen Alleinvertretungsansprüche
Das Internet böte also die Möglichkeit, dass Künstler und Interessent – zumal jung und Social Media gewohnt – ohne den Mittler Galerist zusammenkommen. Eigentlich attraktiv. Für die ganz „Großen“ und Relativen verbietet sich das und für emerging artist ebenfalls, da in allen Fällen Galeristen meist Alleinvertretungsansprüche stellen. Also: no Website please und die Bewerbung bei anderen Galeristen ist in vielen Fällen vertraglich untersagt. Dem großen Rest steht im Prinzip alles offen. Doch die große Hürde bleibt weiterhin, als Künstler vom Interessenten gefunden zu werden. Das Netz verbindet zwar, ist aber trotzdem ein Ozean an Daten. Netzwerke wie Facebook könnten eine Option sein, doch ich persönlich bin kein Fan – speziell – davon. U. a. wegen des etwas zweifelhaften Rufs, aber auch weil ich das Netzwerken via Facebook für ähnlich mühsam und uneffektiv halte, wie bei xing.com und linkedin erlebt. Zeitfresser.
Durch optischen Schrott klicken
Da scheint es logisch, seine Kunst auf entsprechenden Onlineplattformen anzubieten bzw. dort nach Kunstwerken zu suchen. Denn diese stellen zielführend eine Verbindung zwischen Künstler und Interessent her. artnet.com beitreibt dies schon sehr lange, wohl auch sehr erfolgreich, aber eben für etablierte Künstler. Generell ist die Idee gut und passt in die heutige Zeit. artnetberlin.de schrieb im Jahr 2012, „der Online Kunstmarkt explodiert gerade“, naja... Was da explodiert, ist wohl eher die Vielzahl der Start-ups und Onlineplattformen in Sachen Kunst. Masse ist aber nicht Klasse, wenn sich etwa jeder Wald-Wiesen-Künstler anmelden darf. Oder sich sich der Interessent erst durch eine Menge optischen Schrott klicken muss, um dann entnervt ein attraktives Kunstwerk zu finden.
Kuratiert und sorgsam ausgewählt
Das Stichwort ist „Kuratierung“, soll heißen: Es gibt ein Auswahlverfahren und/oder die Künstler werden von den Betreibern persönlich angesprochen bzw. akquiriert. So kommt dann ein überschaubares und feines Angebot zustande. Zwei Plattformen möchte ich an dieser Stelle herausheben. Warum? Ganz einfach, weil ich damit gute Erfahrung gemacht habe.
Startyourart: Onlineauktionen
startyourart ist ein Online-Auktionshaus für junge Kunst. Die Betreiberin Jenny Seul hat mich nach einer Kunstmesse (Kuboshow) persönlich angesprochen. Die Auswahl der Künstler ist reduziert, die Website funktional, die Konditionen sind fair. Der Bietende zahlt ein Aufgeld und bei einer erfolgreichen Auktion entrichtet der Künstler einen gewissen Anteil des ersteigerten Preises. Die Abwicklung ist hochgradig professionell, Versandkosten und Versicherung der Kunstwerke übernimmt startyourart, man übernimmt lediglich dem Versand der Bilder.