Marketing für Architekten 2023: Positioniere und spezialisiere Dich – willkommen im Blue Ocean

Es gibt in Deutschland mehr als 40.000 Architektur- und Innenarchitekturbüros, der Markt ist gesättigt. Kunden, die ein Planungsbüro beauftragen wollen, haben die große Wahl. Auch im Jahr 2023 sind Positionierung und Marketing die Schlüssel für Sichtbarkeit und Erfolg. Der erste Schritt dahin ist ein positives MindSet, der zweite, Euren Blue Ocean zu finden. Warum das wichtig ist, erfahrt Ihr hier.

 
 
Mann und Frau am Laptop

Architekt und Architektin feilen an ihrem Marketing und Ihrer Positionierung. Foto: canva

 
 

Euer Mind-Set positiv auszurichten, ist der erste Schritt, um ins Handeln zu kommen. Deshalb zuerst das Potpourri urbaner Legenden zu Marketing und Social Media, die sich in der Architekturbranche wacker halten:

„Marketing – das ist doch Werbung. Ich bin doch kein Marktschreier und will nicht verkäuferisch sein...”

„Marketing, wozu? Ich werde empfohlen.”

„Unsere Arbeit spricht für sich… Bilder sagen mehr als tausend Worte.“

„Neue Website? Brauchen wir nicht, ist doch egal, wie die aussieht. Wir haben doch gerade soooo viel zu tun.“

„Für Social Media oder Instagram bin ich zu introvertiert, zu alt, es passt nicht zu mir. Ich kann das nicht, es ist Zeitverschwendung. Dort ist nicht meine Zielgruppe und überhaupt: Das ist doch nur was für die jungen Leute!“

„Social Media bringt nichts, sagt der Meier vom XY-Büro auch.“

Stopp!

2 Männer und 2 Frauen nutzen Smartphones und Tablets

Social Media ist auch für die Architekturbranche und guter Marketingkanal. Foto: Canva

 

Stopp! Vergesst diese Glaubenssätze. Sie bremsen Euch nur dabei aus, einfach mal loszulegen und mit Freude an Sichtbarkeit und Marketing zu arbeiten. Oft kommen die Einwände von denjenigen, die keinen Plan haben, nicht damit anfangen und wenn, nicht durchhalten.

Vielleicht ist das frühere Werbeverbot in der Architekturbranche ein Grund für die Zurückhaltung? Mag sein, aber Leute, das ist ewig her. Zumal: Online-Marketing und Social Media sind weniger Werbung, sondern eine Strategie, um auf organische Weise sichtbar zu werden. Stellt Euch vor, wie weit Ihr in einem Jahr seid, wenn Ihr jetzt entschlossen loslegt.

Ermutigende Zahlen und Impulse 

Hier ein paar Fakten und motivierende Zahlen: In Deutschland hat Instagram bereits 32 Millionen Nutzer. Etwa 32 Prozent davon sind in der Altersgruppe 24-35 Jahre und 30 Prozent sind zwischen 35-54 Jahre alt. In Summe sind das um 19 Millionen potenzielle Interessenten. So viel zum Thema: die sind zu jung, sie sind wohl eher genau richtig.

Tatsächlich ist Social Media die Abkürzung zu Eurer Zielgruppe: Kunden bzw. Bauherren, Mitarbeitende und Absolventen – alle tummeln sich auf Instagram, Linkedin, FB, Tiktok.

Jetzt zu den Impulsen für ein frisches Mind-Set:

Impuls 1: Du hältst Dich für zu introvertiert, um in Sichtbarkeit zu gehen und auf Social Media aktiv zu werden? Diese Scheu kannst Du überwinden und Du musst hier auch nicht Tarantella im Video tanzen.

Impuls 2: Du denkst, dass Dich die Tools überfordern könnten? Du kannst alles lernen: Techniken, Social Media, Newsletter oder Videos erstellen etc. Mit den CAD- und 3D-Programmen oder BIM hat es auch geklappt!

Impuls 3: Unsicherheit und Fehler sind normal. Der erste Projektentwurf ist Dir bestimmt auch nicht auf Anhieb gelungen? Trotzdem hast Du weitergemacht, gelernt und Dich verbessert.

Impuls 4: Leg Schritt für Schritt los. Das bringt Dich in jedem Fall weiter als den Kopf in den Sand zu stecken und nichts zu unternehmen.

Impuls 5: Sei fokussiert, definiere Ziele, teile sie in Etappenziele auf, plane Inhalte und halte Dich an den Plan.

Impuls 6: Mach weiter und bleib am Ball, auch wenn es nicht immer rund läuft. Stell Dir vor, was Du in einem Jahr erreicht haben wirst. Einfach machen schlägt hier eindeutig Perfektionismus!

 
 

Positionierung im Blue Ocean 

Eingangs erwähnte ich es: Der Markt ist gesättigt, es gibt genug Büros mit vergleichbaren Leistungen und gelungenen Projekten. Dadurch befindet Ihr Euch in einem krassen Wettbewerb, also im Red Ocean. Der Ausweg ist, Euer Profil zu schärfen (spezialisieren) und mit dieser Botschaft sichtbar zu werden. Damit definiert ihr Euren eigenen Markt im Blue Ocean, und dort gibt es weniger Konkurrenz. Die Grafik veranschaulicht das Prinzip.

 
 

Quelle: Anlehnung an Blue Ocean Strategy, W. Chan Kim und Renée Mauborgne, 2016

 

Situation der potenziellen Kunden

1. In den seltensten Fällen ist es möglich, dass Menschen einen direkten Zugang zu fertiggestellten Gebäuden haben. Interessenten können sich also vor Ort kein Bild von Eurer Arbeit machen. Wegen netter Fotos auf der Website allein beauftragen Kunden kein Büro. Soviel zum Thema: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.

2. Architektur, Innenarchitektur, Bauen allgemein und die entsprechenden Dienstleistungen sind komplexe, erklärungsbedürftige Prozesse. Dafür müssen Kunden Entscheidungen von großer Tragweite treffen. Schließlich sollen sie erhebliche finanzielle Mittel in Eure Dienstleistung investieren.

3. Know-how und erfolgreich realisierte Projekte allein reichen nicht mehr aus, um hervorzustehen. Auch andere Büros sind qualifiziert, haben gute Referenzen im Portfolio oder Preise gewonnen.

Anhand welcher Kriterien sollen Interessenten nun das Büro ihres Vertrauens auswählen, wenn es so viele gibt, die vergleichbar sind?

4. Hier kommt der Know- Like,-Trust-Faktor ins Spiel: Menschen kaufen von Menschen, die sie kennen (Sichtbarkeit), die sie mögen oder mit denen sie sich identifizieren (Like) und denen sie vertrauen (Trust).

Im Blue Ocean ist es einfacher, sich das zu erarbeiten und wirksam zu kommunizieren.

 

Spezialisierung hat Vorteile

Viele Architekturbüros oder Freiberufliche sehen sich als kreative Generalisten. Sie lieben es, vielseitige Bauaufgaben zu bearbeiten und nehmen gerne jede Herausforderung an. Mit Stolz listen sie auf der Website, was sie alles entwerfen, planen und können:

Wohnungsbau privat und öffentlich, Schulbau, Museumsbau, Sporthallen, Einzelhandel, Gewerbe, Office Spaces, Studentenwohnheime, Feuerwehren, Bankgebäude, Sakralbauten. „Und wir sind wir stark in der Masterplanung, Revitalisierung sowie Quartiersentwicklung und wir erstellen Gutachten und Machbarkeitsstudien.“

Also, das liest sich ähnlich vielfältig wie die ausufernde Menükarte so mancher Restaurants mit mehr als 100 Gerichten.

Klartext: Wie realistisch ist es, in so vielen unterschiedlichen Baubereichen stets optimale Ergebnisse zu liefern? Für große Büros mit entsprechenden Teams ist das vielleicht machbar, für kleinere oder Einzelkämpferinnen wohl nicht.

Gruppe von Menschen am Tisch mit Laptop

Marketing für Architekten, dazu gehört auch die spezialisierung, Foto: canva.

Fakt: Wer sich auf weniger Bauaufgaben und -bereiche spezialisiert, vertieft sein Know-how. Dadurch werdet Ihr als Experten für etwas Bestimmtes wahrgenommen und wirkt darin kompetenter. Und Ihr seid kein beliebiges Architektur- oder Innenarchitekturbüro mehr, sondern das „Büro für XYZ“ oder die „Expertin für ABC“.

 

zu einem einzigartigen Profil gehören auch Persönlichkeit, Werte & Ziele

Zur einer erfolgreichen Positionierung als Architektenmarke gehören neben Leistungsmerkmalen auch Eure Persönlichkeiten, Werte und Ziele. Denn genau das macht Euch besonders und unvergleichlich. Damit hebt Ihr Euch von der Masse der Wettbewerber ab (Red Ocean). Wenn Ihr Eure Positionierung herausarbeitet und damit sichtbar werdet, finden Euch mehr Kunden im Blue Ocean. Und Ihr könnt dann auch andere Preise verhandeln, als von der HOAI vorgeschlagen.


Zusammengefasst in 30 Sekunden

1. Social Media und Content Marketing bringen Architekturbüros und Innenarchitekten sowie Interiordesigner auf den Schirm potenzieller Kunden.

2. Instagram hat 32 und Linkedin 19 Millionen Nutzer. Eure Zielgruppen (Kunden, Bauherren, Entscheider, Mitarbeiter und Studenten) sind hier täglich unterwegs. Sie sind nicht zu jung, sondern genau richtig. Und wer sich hinter einem privaten Profil verbirgt, wisst Ihr nicht. Es könnte ein Bauherr sein…

3. Ein geschärftes Profil und spezialisierte Dienstleistungen verstärken die wahrgenommene Kompetenz. Damit differenziert Ihr Euch vom Wettbewerb.

4. Büros, die sich ihren eigenen Markt im Blue Ocean kreieren, haben weniger Konkurrenz, ragen heraus und erhalten passende Anfragen.

5. Im Blue Ocean seid Ihr weniger angewiesen auf Wettbewerbe oder Empfehlungen. Ihr könnt Euch Kunden aussuchen und bessere Honorare aushandeln.

6. Bauen ist mit komplexen Entscheidungen verbunden. Kunden brauchen den Know-, Like,- und Trust-Faktor: Sie müssen Euch kennen, sich mit Euch identifizieren und Euch vertrauen, deshalb Punkt 7:

7. Die Marken-DNA eines Architekturbüros besteht nicht nur aus Leistungen, Expertise und Projekten. Genauso wichtig sind Persönlichkeit, Werte und Ziele.

 

Du möchtest mehr darüber erfahren, wie Du Dich als Architekt/in, Innenarchitekt/in oder Architekturfotograf/in besser positionierst und mit Persönlichkeit überzeugst? Dann schreibe mir gerne textart@utelatzke.com.