10plus1 Fragen an Innenarchitektin Monika Lepel – ArchiteXt no 13

Monika Lepel ist „frau Architekt”, Foto: Bettina Malik

Monika Lepel ist „frau Architekt”, Foto: Bettina Malik

„Als Architektin sollte man Chancen nutzen und seine Interessen vertreten – auch gegen Widerstände. Das gehört dazu und ist erlernbar.“

Monika Lepel ist Innenarchitektin und in der Geschäftsleitung von LEPEL & LEPEL Köln. Das Büro besteht seit 1993 und wird von ihr und dem Architekten Reinhard Lepel gemeinsam geführt. Unter dem Motto „Beziehungen bauen“ gestalten Lepel und ihre MitarbeiterInnen Innenarchitektur und Architektur für Hochschulen, Unternehmen, Kirchengemeinden und den Wohnungsbau. Dafür erhielt das Team zahlreiche nationale und internationale Design- und Architekturpreise wie den RedDot Award, ICONIC Award, Best Architect Award, German Design Award etc.

2020 wählte das Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen Monika Lepel zur „Frau Architekt“. Die Ausstellung zeigte vorbildliche Bauten von historischen und aktuell tätigen Architektinnen aus NRW. Monika Lepel präsentierte ihr Projekt „Evangelische Lutherkirche Düsseldorf“, für die sie den Altarraum und die Prinzipalien neu gestaltet hat. Auch dieses Projekt ist vielfach ausgezeichnet.

1. Wären Sie nicht Innenarchitektin geworden, dann...?
Archäologin, auf jeden Fall! Als Jugendliche war ich echter Fan des gerade eröffneten Römisch-Germanischen Museums in Köln.

2. Welche Vorbilder gibt es aus Architektur, Kunst oder Design?
Ich bewundere die Fotografin Donata Wenders. Ihre feinsinnigen Fotos treffen genau und sind eigenständige Werke jenseits der Portrait- oder Setfotografie.

3. Welche Persönlichkeiten bewundern Sie, warum?
Ich bewundere alle, die unter schwierigen Startbedingungen anfangen, gegen Widerstände weitermachen und dabei immer noch Menschenfreunde bleiben. Die gibt es überall, meist im Verborgenen. 

4. Welche Bücher oder Musik empfehlen Sie?
Meine Wiederentdeckung in 2020 war Irmgard Keun, deren Gesamtwerk neu herausgegeben wurde. Spannende Frauengestalten! Ansonsten mag ich Radio und höre am liebsten Cosmo/Funkhaus Europa. Wenn dann noch Maya Andrade läuft: herrlich.

5. Welches Bauwerk beeindruckt Sie?
Die Bruder Klaus Kapelle von Peter Zumthor, immer noch. 

6. Was begrenzt Sie in Ihrer Vision?
Mein Schlafbedürfnis

7. Sie gehören zu den ausgewählten Teilnehmerinnen der Ausstellung „Frau Architekt“. Wie wichtig ist eine solche Initiative?
Es ist eine sehr persönliche Ehre, die meine bisherige Lebensleistung würdigt. Meist zielen Preise und Auszeichnungen auf bestimmte Projekte ab. Dann steht mein Team genauso mit vorne. Bei Frau Architekt geht es auch um Vorbildfunktion – immer noch. Ich spreche hier nicht von Chancengleichheit. Es geht vielmehr darum, dass Architektinnen Chancen ergreifen, diese auszubauen und bei Widerständen dranbleiben. Dazu gehört auch, berechtigte Interessen vehement zu vertreten oder sich unbeliebt machen, wenn es sein muss. Das fehlt häufig noch, ist aber erlernbar.

8. Was sind die größten Herausforderungen für Architektur bzw. Innenarchitektur in den nächsten Jahrzehnten?
Bauen muss sozialer denken denn je. Der Konflikt zwischen den dringenden gesellschaftlichen Bedürfnissen und dem Geld wird immer größer. Meine Passion, die Bedingungen für viele Menschen zu verbessern, stößt auf Grenzen. Etwa, wenn Wohnungen nicht mehr bezahlbar sind, die auch als Homeoffice dienen und in denen man es den ganzen Tag lang aushalten kann. Solange es keine interessanten Konzepte für den ländlichen Raum gibt, wachsen die Städte weiter. Überall funktionierendes Internet könnte schon mal helfen. Dezentralität von Qualität in Bildung, Kultur, Lebensstil wäre mal ein Konzept.

9. Wie kommt es, dass manche Architekten sich immer noch  abgrenzen zur Innenarchitektur? Es wirkt oft wie ein Gegeneinander.
Klar, wenn Du so ausgebildet wirst, dass Du als Generalist prima über die Runden kommst, bietet sich das ja auch an. Architekten grenzen sich übrigens nur dann zur Innenarchitektur ab, wenn sie nicht von ihnen selbst kommt. Kann man ja leicht auf den entsprechenden Websites erkennen. Ich habe damit kein Problem. Ich bin als Spezialistin in der Innenarchitektur gut positioniert. Da ist die Berufsbezeichnung eigentlich komplett nebensächlich. Wenn jemand zu Beginn Probleme hat, mit uns zu kooperieren, hilft es, das gemeinsame Ziel herauszustellen: Zusammen machen wir es zu einem besseren Projekt. Bei uns intern klappt das schon.

 10. Sie haben als Kreative drei Wünsche frei, die wären?
Bedingungsloses Grundeinkommen, Finanztransaktionssteuer, schnelles Internet für alle.

11. Für welche Person möchte Sie gerne ein Haus gestalten?
Mein Wunschprojekt ist die Lobby der Vereinten Nationen in NY.

◾ Weitere Informationen zu Monika Lepel unter www.lepel-lepel.de sowie auf Instagram @lepel.lepel

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