Geschichten von Helden – Storytelling für Architekten

Die meisten Menschen mögen keine Werbung, aber lieben gute Stories. Geschichten funktionieren seit Jahrtausenden und sind auch in digitalen Zeiten kraftvoller als Werbung. Produkte und Dienstleistungen sind heute nahezu austauschbar. Persönliche Episoden bleiben uns deshalb im Kopf, weil emotionale Erzählungen anziehen. Ein Blick hinter die Kulissen Ihres Büros finden Kunden mitunter spannender, als das 100. realisierte Bauprojekt. Warum sich Storytelling lohnt und was der Stoff für Ihre Heldengeschichte ist, lesen Sie im Beitrag.

Elon, Serie Spaceman, von Ute Latzke, Arcryl auf Leinwand, Verkauft

Elon, Serie Spaceman, von Ute Latzke, Arcryl auf Leinwand, Verkauft

 

25 CAD-Arbeitsplätze versus Handskizze

Die 25 CAD-Workstations in Ihrem Büro sind – mit Verlaub – nichts Besonderes. Es sind bloß Merkmale, und eine gute technische Ausstattung wird erwartet! Dass Sie für erste Ideen noch Handskizzen vor Ort anfertigen, ist spannend. Ich sehe es bildlich vor mir, wie Sie mit Stift und Block zu Werke gehen. Das hat was und dürfte Interessenten begeistern! Darin liegt offensichtlich mehr Charme, als online ein Organigram des Büros zu veröffentlichen oder dass man eine Aktiengesellschaft ist. Doch, doch: Alles schon auf Websites von Architekturbüros gesehen.

Foto: Sigmund (Unsplash.com)

Foto: Sigmund (Unsplash.com)

 

„Die Herausforderungen, denen Ihr Euch als Architekten stellt, sind der Stoff für Stories. Einerseits schaffen diese Einblicke Verständnis für die Challange in Eurem Job. Andererseits macht es nahbar und erzeugt Vertrauen in Eure Kompetenz.“

textart by ute Latzke

 

Heldenstory eines Architekturbüros

Mit klaren und emotionalen Texten sensibilisieren Sie Ihr Umfeld, wecken Neugier und begeistern für Ihre Architektur. Spannend ist der Blick hinter die Kulissen: Geben Sie Einblicke in Ihren Alltag. Wie verlief der Weg zum schlüsselfertigen Projekt? Was waren die Höhen und Tiefen, wer ist dabei über sich hinausgewachsen? Klar sollen Sie auch von Ihren neuen Projekten oder Wettbewerbserfolgen berichten. Aber garnieren Sie Ihre Kommunikation mit Kundenstimmen, Empfehlungen oder auch Interviews mit Ihren Bauherren. Es folgt ein Beispiel, wie Sie Storytelling umsetzen können.

Foto: Oostarteroo auf Unsplash.com

Foto: Oostarteroo auf Unsplash.com

Materialschlacht beim Neubau
In der historischen Altstadt von Ulm plante der Architekt ein Wohn- und Geschäftshaus als Massivbau mit Dämmbeton. Der Baustoff ist wenig erprobt und somit heikel in der Anwendung: Die Mixtur aus Zement, Glasschaumschotter und Wasser härtete nicht druckfest aus und war zudem sehr porös. Ohne eine Sondergenehmigung drohte dem Projekt das Aus!

100 Rezepturen erprobt
Das beauftragte Betonlabor rührte hunderte von Mischungen an, bis der passende Mix gefunden war. Da die Konsistenz sehr flüssig ausfiel, entmischten sich die Bestandteile wieder. Zudem ließ sich der flüssige Dämmbeton nicht gleichmäßig in die Schalungen einbringen. Zu guter Letzt härtete er zu schnell aus, sodass die verteilenden „Rüttler“ in der Wand feststeckten. Totalabriss! Nach hunderten Versuchen klappte es: Das erste Geschoss konnte wie geplant aus „einem Guss“ hochgezogen werden. Von der ersten Entwurfsidee bis zur Fertigstellung dauerte es fünf Jahre! Alle Projektbeteiligten litten in der Zeit unter massivem Schlafmangel. Doch am Ende ist ein zeitloses und innovatives Bauwerk im Herzen von Ulm entstanden. Der steinige Weg dahin war eine „Heldenreise“, die sich lohnt zu erzählen, weil:

1. Der Einblick zeigt Interessenten, wie komplex Bauen sein kann. 2. Architekten und die Experten vom Betonlabor präsentieren sich als eingespieltes Team. 3. Die kreativen Planer bewiesen Erfindergeist und Stehvermögen. 4. Und erarbeiten am Ende eine optimale Lösung für den Bauherren (Kunden). Diese Story wurde veröffentlicht als Fachartikel in der db: Was leicht ist, fällt schwer.

Story von textart by Ute Latzke, veröffentlicht in der DB.

Story von textart by Ute Latzke, veröffentlicht in der DB.

 

Ein Rohr ist nur ein Rohr?

Hier ein Beispiel aus einer anderen Branche, um das Prinzip Storytelling zu verdeutlichen. Ist ein Betrieb, der „nur“ Stahlrohre produziert, deshalb langweilig? Keineswegs! Hier geht es doch um innere Werte, also wertvolle Verbindungen, ohne die nichts funktioniert. Wie sonst soll z.B. Öl aus 6.000 Meter Tiefe gefördert, Gas oder Trinkwasser über tausende Kilometer transportiert werden…? Oder was ist mit den Rohren als lebenswichtige Adern für Gebäude und Infrastrukturen…? Oder die Riesenrohre, die unter der Stadt als Wassersammler bei Hochwasser fungieren? Mega-spannend! Aus den Themen und Protagonisten lassen sich interessante Stories stricken.

Foto: Sigmund auf unsplash.com

Foto: Sigmund auf unsplash.com

 

Website & Soziale Medien als Multiplikator

Ihr Job ist fordernd: Entwerfen, Planen, an Wettbewerben teilnehmen, Akquirieren und Baustellenleitung. Dazu kommt Marketing, Social Media etc. Und nun sollen Sie auch noch nette Anekdoten publizieren? Ja! Denn mit einer guten Story berühren Sie Menschen mehr, als wenn Sie nur Fakten und Merkmale herunterleiern. Platzieren Sie diese Geschichten auf Ihrer Website oder in Social Media. Dann setzen Sie Ihre Agenda und erreichen mittelfristig neue Kunden. Dazu ein paar beeindruckende Zahlen:

Foto: Unsplach.com (Jakob Owens)

Foto: Unsplach.com (Jakob Owens)

Hälfte der Weltbevölkerung auf Social Media
Laut Hootsuite gibt es 4,2 Mrd. Social-Media-Nutzer, das ist mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Rund 2 Stunden und 25 Minuten verbringen sie in sozialen Netzwerken. Waren es früher primär die 14- bis 29-Jährigen, hat sich das zu Zeiten von Corona verschoben in Richtung 30- bis 50-Jährige. Laut dem Onlinemagazin futurebiz.de waren 2020 fast 90 Prozent der Deutschen täglich online. Und 2021 hat Instagram in Deutschland 28 Millionen Nutzer (Quelle: napoleoncat). Wow, was für ein Potenzial. Davon sind die Mehrzahl (9 Millionen) zwischen 25 und 34 Jahre alt. Sie suchen neue Mitarbeiter/innen und junge Talente? Versuchen Sie es mal via Instagram. Auch Linkedin ist für Architekten ein gutes Netzwerk, um Kontakte zu knüpfen.


Zeigt Eure Hingabe

Sie machen Bauherren, Vermieter oder Nutzer glücklich, das ist so! Etwa die Schüler und Lehrer, die sich über ihr attraktives und funktionales Schulgebäude freuen. Oder die kleinen Kinder, die fröhlich herumtollen in ihrer neuen Kita, weil Ihr Büro diese mit Expertise, Bedacht und Hingabe gestaltet hat. Oder was war mit der Baugruppe, für die Sie eine alte Fabrik revitalisiert haben? Es sind begeisterte Menschen, die nicht fassen können, dass sie doch noch ein ästhetisches, einzigarties und bezahlbares Zuhause ihr eigen nennen. Und zwar, weil Ihr Büro alles gegeben hat, was gestalterisch, finanziell und menschlich möglich ist! Also bitte: Berichten Sie darüber! Dann schreiben Sie sich ins Hirn und Herz Ihrer Zielgruppe..

Foto: Unsplash (Gautam Arora)

Foto: Unsplash (Gautam Arora)

 

Fazit: Kommunizieren Sie als Architekt nicht nur Ihre Leistungen und Merkmale (25 CAD-Stationen), sondern vor allem die emotionalen Ergebnisse. Oder Ihre Erfolge und ja auch Misserfolge: Zeigen Sie, wie Ihr Team daran gewachsen ist und Hürden gemeistert hat. Auch Ihr Engagement für Auftraggeber sowie Ihre Persönlichkeit und Haltung sind der Stoff für Ihre (Helden)Geschichten. Wette: In Ihrem Büro gibt es jede Menge solcher „Kommunikations-Schätze“, die Sie heben sollten. Sie wissen nicht, wie Sie das angehen sollen oder haben keine Zeit? Fragen Sie einfach mich, ich schreibe Ihre Story – mit Wortlust.

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Lesen Sie auch gerne weiter im textart Blog.