Pikierte Kunden und karierte Maiglöckchen

Immer das Beste für meine Auftraggeber herauszuholen, treibt mich als Dienstleister an. Sie sollen auf ganzer Linie überzeugen durch individuelle Texte, etwa für Websites, Imagebroschüren, Newsletter, Kundenmagazine etc. Deshalb hänge ich mich bei allen Projekten mit viel Engagement und Know-how rein – ob für Unternehmen, kleine Firmen oder Selbstständige. Tja... oft kommt das nicht so gut an wie gedacht und sorgt sogar für Irritationen.

Für einen Kunden (Gartencenter) sollte ich das Mitarbeitermagazin „pimpen“. Die Artikel strotzten vor Fehlern und waren unbeholfen formuliert. Also ging ich beherzt an die Bearbeitung, damit alles klar, informativ, schön zu lesen und vor allem fehlerfrei ist. Am Ende sollte ich über das Layout-PDF schauen und letzte Flüchtigkeitsfehler oder Änderungen einarbeiten. Und…? Die Hälfte meiner Texte war ausgetauscht durch die ursprüngliche Version, also wieder fehlerhaft und schlecht formuliert. Nun hatte ich meine liebe Not, das alles im PDF wieder zu richten. Extrem viel Zusatzarbeit und unnötig! 


Rechtschreibung ist nicht diskutabel

Klar hat jede Firma unternehmensinterne Schreibweisen. Doch sind guter Stil, doch vor allem korrekte Rechtschreibung und Zeichensetzung für mich nicht diskutabel. Offenbar sahen das manche der Mitarbeiter anders und waren “beleidigt" 😱. Eigentlich sollten sie sich freuen über die nun fehlerfreien und gut lesbaren Texte… Okay, meine Ansprechpartnerin in der Firma betonte zwar meine gute Arbeit. Allerdings musste sie offenbar “dankbar sein”, überhaupt Input von den jeweiligen Abteilungen zu erhalten. Die haben ja alle “so viel zu tun”. Mag sein, ist aber erst Recht ein Grund, das Texten einem Profi zu überlassen, anstatt sich selber damit zu belasten. Vor allem, wenn nicht viel dabei herauskommt. Zumal Kommunikation Teil der Unternehmensstrategie und somit Chefsache sein sollte oder? Wirkungsvolle und korrekte Sprache beschließt man nicht nach Gusto. Und dass die Außenwirkung schlechter Texte fatal ist, sei hier nur am Rande erwähnt.

Da passt was nicht...

Mittlerweile bin ich an der dritten Ausgabe dieses Kundenmagazin – ja, ich hab großes Stehvermögen 😉. Schon nach Abwicklung der ersten habe ich der Firma klar kommuniziert: Das vereinbarte Honorar ist bei dem Aufwand zu knapp. Insbesondere falls ich diesmal wieder alles im PDF „nacharbeiten“ muss. Was zu fürchten ansteht… Darauf reagiert man nun etwas verschnupft. Was unpassend ist: Denn nach mehr als drei Jahren guter Zusammenarbeit sollte eine Geschäftsbeziehung es aushalten, wenn ich als Dienstleister das Feedback gebe: Sorry, passt nicht mit dem Honorar. Viel wichtiger als die Honorarfrage ist mein Gefühl, da passt was nicht… Andere Kunden sind froh über die erarbeiten Lösungen und wissen meinen Einsatz zu schätzen. Schließlich haben sie mich dafür engagiert, weil Inhouse Kapazitäten oder Expertise fehlen.

Beratungsresistenz und karierte Maiglöckchen

Ähnliche Erfahrungen gemacht wie bei dem Gartencenter habe ich bei einer Kundin im Bereich Coaching. Geplant waren Texte für deren neue Website, die parallel von einer Agentur erstellt wurde. Im Vorfeld sollte ich zunächst den bestehenden Flyer für ein Seminar überarbeiten. Mit meinem ersten Entwurf war die Kundin noch nicht einverstanden. Stimmt, der Text war noch nicht ganz rund, deshalb habe ich gerne weiter daran gefeilt. Es ist ja auch immer ein Prozess mit mehreren Korrekturschleifen. Das ist okay und gehört zum Job.

Hingegen war mein Textentwurf für den entsprechenden Newsletter auf den Punkt formuliert und auf die Zielgruppe zugeschnitten. Dieser Entwurf wurde dann auch von der Kundin „überarbeitet“, genauer: verhunzt. Ihr Text war so formuliert, wie man es nicht machen soll: langatmig, sprachlich unrund und vor allem nur aus ihrer Sicht geschrieben. Die Kundenbedürfnisse und der CTA kamen dann irgendwann unter ferner liefen…

Achtung: Mir geht ging es nicht darum, „meinen Entwurf durchzuboxen“. Aber die Zielgruppe sollte sich von dem Newsletter abgeholt fühlen, um im Idealfall das Seminar zu buchen. Darauf war mein Text zugespitzt, ihrer nicht. Was ich der Kundin genau dargelegt habe... Doch traf hier Beratungsresistenz auf den Wunsch nach „karierten Maiglöcken“. Heikle Kombination. Also schwante mir, dass dies bei den Texten fürs Websiteprojekt nicht anderes verlaufen wird. Für Flyer, diverse Telefonate und Newsletter Text hatte ich bereits fünf Stunden investiert – nicht zu Reden vom Kennenlerntreffen, das der Kundin wichtig war. Habe ich alles abgeschrieben...

Manchmal muss man eine Grenze ziehen

Muss ich mich an der Beratungsresistenz beider Kunden aufreiben? Nein. In solch seltenen Fällen ziehe ich nun die Grenze, Honorarverlust hin oder her. Das habe ich auch in freundlichen Worten kommuniziert. Stattdessen fokussiere ich mich lieber auf Projekte, deren Auftraggeber meine Arbeit schätzen, die kooperativ sind und denen ich darlegen kann, warum etwas so nicht funktioniert und was Sinn macht. :-).

Ende der Durchsage.