Architekt Hadi Teherani im Interview | 10plus1 Fragen no 20

Hadi Teherani, Architekt, foto: haditeherani.com

Hadi Teherani, Architekt, foto: haditeherani.com

„Mich inspirieren Persönlichkeiten mit ganzheitlichen Zielen und dem Willen, dafür auch Grenzen zu überschreiten: also Fort-Schritte zu erreichen.“

Hadi Teherani – in Teheran geboren, aufgewachsen in Hamburg – ist ein international renommierter deutscher Architekt sowie Produkt- und Möbeldesigner. Er baut in Metropolen wie Abu Dhabi, Berlin, Dubai, Hamburg, Istanbul, Kopenhagen, Rom, Teheran, Moskau und Mumbai. Atmosphäre, emotionalen Ausdruck und ökologisch nachhaltige Planung zeichnen seine Projekte aus. Architektur, Städtebau und Interior wirken als Komposition zusammen. Landmarks sind z.B. der erste „grüne“ Bahnhof Deutschlands am Frankfurter Flughafen, die Kölner Kranhäuser, die Tanzenden Türme in Hamburg, die Zayed University in Abu Dabi oder die Twin Towers in Dubai. In den letzten Jahren treibt Hadi Teherani vor allem den nachhaltigen urbanen Wohnungsbau voran.

Für seine Verdienste im Bereich Architektur und Gestaltung wurde er Ende 2020 ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Im 10plus1 no20 spricht Hadi Teherani über Vorbilder, die Arbeit als Kreativer und künftige Herausforderungen von Architekten.

1. Wären Sie nicht Architekt geworden, dann...?
Es ist niemals einfach, seinen Weg zu finden. Weil es darum geht, seine individuellen Fähigkeiten und sein Herzblut bestmöglich einzusetzen. Ohne dieses Ziel findet man eine „Beschäftigung“, aber kein Betätigungsfeld, für das man brennt. Eine Alternative habe ich für mich darum nie gesehen.

 2. Wer sind Ihre Vorbilder?
Alle, die sich mit diesen Fragen beschäftigen: Welche Probleme und Aufgaben sind von Architekten mit Blick auf die Zukunft der Menschheit zu lösen? Mit welchen Mitteln und Zielen im Detail? Dabei hilft es wenig, sich aus einem Repertoire architektonischer Formensprachen zu bedienen, die man favorisiert. Wichtiger ist es, die geschichtliche Entwicklung in der Architektur zu beachten, um nicht dieselben Fehler zu wiederholen. Was hat funktioniert, was weniger? Oskar Niemeyer ist eine gute Orientierungshilfe.

3. Welche Persönlichkeiten inspirieren Sie?
Mich interessieren Menschen mit ganzheitlichen Zielen und dem Willen, Grenzen zu überschreiten: also Fort-Schritte zu erreichen. Karl Lagerfeld war eine Persönlichkeit von diesem Format mit Weltgeltung.

4. Wie schalten Sie ab und kommen zur Ruhe?
Ich jogge jeden Morgen um die Alster und entspanne gerne beim Ausblick auf Wasserflächen. Auch Musik hilft mir dabei abzuschalten.

5. Wie arbeiten Sie als Kreativer? 
Ich studiere ständig meine Umgebung, um Aufgaben aufzuspüren, für die ich Lösungen finden möchte. Diese Überlegungen entwickle ich auch unterwegs in Skizzenbüchern weiter, bis sich daraus tragfähige Ideen realisieren lassen. Meine Auftraggeber sind oft überrascht, wie schnell ich Antworten und Vorschläge anbiete. Ohne zu ahnen, wie lange ich darüber schon nachgedacht und dazu schon Skizzen angefertigt habe.  

6. Welches Bauwerk beeindruckt Sie? 
Jedes, das mich in irgendeiner Fragestellung weiterbringt, vielleicht auch nur in einem winzigen Detail. 

7. Was bremst Sie aus in Ihrer Vision als Architekt?
Stadtplanerische Vorgaben, welche die besten Entwurfsideen nicht zulassen. 

 8. Was sind die größten Herausforderung für die Architekturbranche?
Angemessenen Wohnraum für alle zu schaffen, im Sinne einer atmosphärisch stimmigen und inspirierenden Lebensumgebung. Das ist ein großer Anspruch der Architektur, für den ich mich als Vordenker und Vorreiter sehe. Viel zu oft geht es doch vor allem um schnelle Ergebnisse, die sich einfach vermarkten lassen.  

9. Woran liegt es, dass zeitgemäße Architektur heute immer noch polarisiert?
Zeitgemäße Architektur ist ein großes Wort für einen immer kleiner werdenden Ausschnitt des Bauens. Ein Thema für einige Wenige, die wissen, was sie ohne Architektur vermissen müssten. Die meisten Bauvolumen jenseits davon sind kaum als Architektur zu bezeichnen. Die freien Architekten verstehen es nicht, ihre Position in der Öffentlichkeit überzeugend zu verankern. 

10. Sie haben als Architekt und Mensch drei Wünsche frei...
Die Berufsbezeichnung Architekt umfassend schützen, die Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit für das Thema Architektur verstärken, die wenigen Aufgaben, die noch durch Neubau zu lösen sind, in die richtigen Hände legen.

11. Was planen Hadi Teherani Architekten?  
Wir bieten Menschen mit jedem Projekt einen Standard, der meinem eigenen Anspruch gerecht wird.

 ◾ Weitere Informationen auf haditeherani.com sowie bei Instagram @hadi.teherani

 ◾ Hier geht es zu allen 10&1 Interviews by textart, zum textart Blog.

 ◾ Lesen Sie auch den Blogbeitrag: Deshalb polarisiert zeitgemäße Architektur – immer noch.