Zu viele Interessen? Nein, genau richtig – ich kenne das! Unser Erfolg als Scanner-Persönlichkeit
/Lina hatte viele Berufswünsche – oft wöchentlich neue: Erfinderin, Buchhändlerin, Meeresbiologin, Architektin, Drehbuchautorin. Hauptsache kreativ, bitte ohne Mathe. Ihre Eltern waren zunächst irritiert, später besorgt. Denn selbst in ihren Zwanzigern wusste sie nicht, was sie „eigentlich mal machen“ will. Sie verfolgte viele Interessen, einige mit Erfolg – und doch blieb das Gefühl, etwas stimme nicht. Warum konnten sich andere so leicht festlegen, während in ihr ein Dauerfeuerwerk an Ideen tobte?
Heute ist Lina Mitte 30. Sie führt einen Concept Store, kuratiert Pop-up-Ausstellungen, berät Start-ups in Markenfragen – und hat gerade einen Onlinekurs zum kreativen Journaling veröffentlicht. Was früher nach zu vielen Baustellen aussah, ist heute ein Profil mit Tiefe, Charakter und Wirkung. Denn das Leben ist ein Long Run. Und vielleicht ist jetzt die Zeit, in der die Scanner übernehmen sollten? Keine Sorge, ganz ohne Alien-Invasion.
Es gibt Menschen, deren berufliches Profil sich klar benennen lässt. Dann gibt es jene, die schon immer breit gefächerte Interessen haben. Die sich zuerst schwer für eine bestimmte Profession begeistern können oder später darauf festlegen lassen wollen. Manche nennen das eine Scanner-Persönlichkeit, andere Multipotentialite oder Renaissance Soul. Man sagt ihnen nach, sie seien sprunghaft oder würden nichts zu Ende bringen. Was aber, wenn genau diese Personen jene diversen Fähigkeiten und Impulse liefern – und somit Verknüpfungen herstellen, die Projekte erst vollständig und besonders machen? Und wie ist das bei Dir?
Wenn aus Vielseitigkeit ein Profil wird
Du hast viele Interessen und das Gefühl, in keine Schublade zu passen? Willkommen im Club. Ich war und bin nie nur eines: Texterin. Künstlerin. Strategin. Designerin. Und irgendwann habe ich verstanden, das ist keine Schwäche, sondern meine Stärke. Ich wusste lange nicht, dass es dafür einen Begriff gibt, vielfache Interessen zu haben und sich eben nicht nur auf eine (berufliche) Aufgabe zu fokussieren: Scanner-Person. Bereits als Redakteurin für eine Wirtschaftzeitung, Architektur- und Kunstmagazin habe ich nebenbei gemalt. Später meine Bilder ausgestellt. Heute habe ich mich als Content-Creatorin auch in Strategie, Design, Markenentwicklung und Social Media vertieft. Und ganz früher? Eine Ausbildung zur Schriftsetzerin, Wirtschaftswissenschaftlerin, dazu neben dem Studium DJ-Sets. Es war nie ersichtlich oder geplant, aber es kam zusammen, es hat Flow und heute ergibt alles Sinn.
Unterschiedliche Aufgaben souverän jonglieren
Auch in der Zusammenarbeit mit Kunden erlebe ich diese Dynamik der Scanner. Etwa mit einem Designer aus Berlin, der ebenso fundierte Einblicke in Architektur und Innenarchitektur mitbringt wie auch viele weitere Skills. Im Dialog fand ich heraus: Seine Qualität liegt nicht in der Fokussierung auf eine Nische oder Facette seiner Arbeit. Und bei der Klientel möchte er sich nicht auf Retail oder Kultur festlegen. Deshalb jongliert er gekonnt unterschiedliche Aufgaben, sei es Creative-Direction, Raumplanung, Brand- und Grafikdesign, Objektfotografie oder Projektsteuerung. Klingt nach Stress? Vielleicht, aber es macht ihm Freude, und seine Kunden feiern das. Dazu gehören natürlich auch Mut, die Neugier und Leichtigkeit, loszulegen und zu sagen: „Das interessiert mich, ich arbeite mich da rein und ich kann das.“
Haltung: Wachsen an der Challenge
Und dann ist da der Garten- und Landschaftsarchitekt aus der Schweiz, den ich neulich kennenlernte: Auch er liebt es, an seinen Aufgaben zu wachsen. Für ihn bedeutet das nicht nur, sich um das Gartenprojekt zu kümmern, sondern auch um den Prozess, seine Wirkung, den gesamten Außenauftritt, das Marketing. Er fungiert als Gestalter, Planer und Kundenbetreuer. Er agiert also – im übertragenen Sinne – wie der Regisseur, Schauspieler, Kameramann oder Cutter seines Unternehmens. Das ist Teil seiner Identität und auch seine Superpower, denn er hat das große Ganze im Blick. Hilfreich auch, wenn er tatsächlich einmal plant, sein Unternehmen zu vergrößern.
Abgekürzt: Menschen wachsen an ihren Aufgaben, und Herausforderungen anzunehmen, führt dazu, dass wir Probleme bewältigen und uns weiterentwickeln.
Im oder am Unternehmen arbeiten?
Ja, es gibt den bekannten Rat für mehr Erfolg und Effizienz im Business: Arbeite lieber am Unternehmen als ständig in Deinem Unternehmen. Motto: Aufgaben loslassen, diese delegieren und durch ein größeres Team wachsen. Das klingt vernünftig, ist es das aber für jede/n und zu jedem Zeitpunkt? Nicht alle haben sogleich die erforderlichen finanziellen und personellen Mittel zur Hand, um das eigene Unternehmen oder die Selbstständigkeit zu skalieren. Und manche wollen es vielleicht auch nicht…
Diversifizieren und was daraus entsteht
Doch, eine Spezialisierung ist sinnvoll, etwa in meinem Fall auf die Architektur- und Kreativwirtschaft. Schließlich kann und will ich nicht für jede Branche tätig sein, was sollen da für generische Texte herauskommen? Gleichzeitig lässt mir dieser Fokus die Freiheit, meine Services zu diversifizieren, adaptieren und tiefer zu gehen. Genau darin liegt der Reiz, und somit ergeben sich spannende neue Aufgaben und Challenges.
Zuhören, analysieren, Strukturen erkennen, Dinge auf den Punkt bringen, vereinfachen: Bei meiner Arbeit für Planungsbüros und Kreative ging es früher hauptsächlich um Textkonzepte. Sukzessive habe ich mein Know-how entwickelt oder verfeinert, auch weil es nachgefragt wird – etwa Marketing, Brand- & Web-Design und jetzt habe ich erste Produkte entwickelt. Was gleichermaßen erfüllend ist sowie auch meinen Kunden zugute kommt. Und das ist auch mein Antrieb: Mich ständig weiterzuentwickeln, neue Service anzubieten oder zu adaptieren. Bedeutet: In Verbindungen denken und handeln, Verständnis fürs große Ganze haben – für ein Top-Ergebnis aus Guss.
Ist das ein Spiegel für Dich?
Was wäre, wenn diese (Scanner-)Perspektive den Unterschied macht – zwischen solider Kommunikation und einer, die wirklich verbindet? Wenn nicht die Trennung der Disziplinen, sondern ihre kluge Verknüpfung zu mehr Substanz führt? Das spiegelt sich auch in meinem eigenen Auftritt wider, was ich an dieser Stelle auch mal selbstbewusst ansprechen darf: wirksame Texte, stimmige Gestaltung und starke Web-Performance sowie SEO-Ranking. All das habe ich über die Jahre verfeinert, geschliffen und mich dann auf meine Fähigkeiten verlassen – aus gutem Grund.
Vielleicht tickst Du ähnlich? Hast Du viel Expertise und diverse Interessen, aber keine klare Sprache dafür oder Ideen für die visuelle Umsetzung? Dann lass uns gemeinsam etwas Neues entwickeln. Etwa eine Kommunikation oder Markenidentität, die zu Dir passt und Menschen im Kopf bleibt. Du kannst mit mir 1:1 arbeiten – für ein Boutique Branding, das den Unterschied macht. Vereinbare dafür einfach einen entspannten WebCall. Oder Du beginnst mit einem der Angebote im Shop, z.B. wenn Du erstmal Input brauchst, um erste Schritte in Eigenregie zu unternehmen.
Hintergrund zur Scanner-Persönlichkeit
Wenn mein Artikel bei Dir eine Saite zum klingen gebracht hat, könnte der TED-Talk von Emilie Wapnick ein Augenöffner für Dich sein: Die Autorin und Speakerin nennt Menschen mit vielen Interessen Multipotentialites. In ihrem berührenden Auftritt „Why some of us don't have one true calling“ spricht sie darüber, warum genau diese Vielfalt bereichernd und auch dringend gebraucht wird. Vielleicht erkennst Du Dich wieder? Ich jedenfalls habe es sofort getan.
Der Begriff Renaissance Soul stammt von der amerikanischen Autorin Margaret Lobenstine und ihr Buch „The Renaissance Soul: How to Make Your Passions Your Life". Sie beschreibt damit Menschen mit vielfältigen Interessen und Talenten, die sich nicht auf ein einziges Gebiet festlegen lassen wollen – ähnlich den Universalgelehrten der Renaissance wie z.B. Leonardo da Vinci.